Cooper: Du bist mein Leben
Kapitel Eins
„Und, wie ist es gelaufen?“ Katrina, die Assistentin von Cooper Baron, betrat sein Büro.
„Wie immer. Ich lege der Stadt perfekt detaillierte Pläne vor, und sie wollen trotzdem noch mehr.“
Katrina schüttelte den Kopf und kicherte leise. „Als ob du nicht gewusst hättest, dass das so kommt.“
Die Frau hatte recht. Er war zu optimistisch gewesen, als er die Pläne für die Genehmigungen eingereicht hatte. „Immerhin habe ich Rachel dabei geholfen, mehr Häuser zu entkernen und wieder instand zu setzen, als die Bürohengste im Rathaus an Händen und Füßen abzählen könnten.“
„Ich weiß.“ Sie verschränkte die Arme. „Wie schlimm ist es denn?“
Er schüttelte den Kopf. „Nicht so schlimm. Sie wollen noch einen Querbalken. Ich weiß, dass er nicht nötig ist. Du weißt, dass er nicht nötig ist. Und ich vermute, das Rathaus weiß das auch, aber heutzutage geht es nur noch um die eigene Absicherung.“
„Wir sind die streitsüchtigste Gesellschaft der Welt geworden.“
„Welch ein Glück.“ Er neigte seinen Zeichentisch noch ein Stück weiter und nahm die gewünschten Änderungen vor. Immerhin sollte ihr neuestes Projekt erst in ein paar Wochen abgerissen werden. Das würde reichen, um die Stadtverwaltung mit ins Boot zu holen. Vor Chucks Pensionierung war alles viel einfacher gewesen. Nach mehr als einem Jahrzehnt Zusammenarbeit hatten sie ein eingespieltes Verhältnis entwickelt. Jetzt sah es so aus, als würde Cooper ganz von vorn anfangen müssen.
Es fiel ihm auch auf, dass sein Nachname in diesem Fall gegen ihn verwendet wurde. Manchmal – okay, meistens – öffnete der Nachname Baron Türen und ersparte Bürokratie. Aber manchmal weckte er auch Antipathie bei Leuten, die meinten, dass es jemand mit diesem Nachnamen zu leicht hätte. Er wäre Quatsch, wenn er behauptete, dass es keine Vorteile hätte, ein Baron zu sein. Der größte Vorteil hatte absolut nichts mit Macht oder Prestige zu tun, sondern mit der Liebe und Unterstützung einer sehr großen Familie. Obwohl Baron Enterprises in allen Bereichen tätig war, von Hotelresorts und Restaurantketten bis hin zu Sportmannschaften und Risikoprojekten, war der größte Vorteil der Familie genau das: Familie.
Obwohl es genug Enkelkinder der Barons gab, um eine kleine Stadt zu gründen, kannten sie sich alle: spielten zusammen, arbeiteten zusammen und hatten innige Beziehungen. Und was noch wichtiger war – sie standen füreinander ein, ohne Wenn und Aber.
Natürlich war es eine Herausforderung, einen sturen pensionierten Marinesoldaten als Großvater zu haben, aber am Ende überwogen Liebe und Respekt.
„Gibt es etwas Neues von der neuen Projektleiterin?“ Katrina nahm einen Stapel Ordner aus dem Postausgang auf ihrem Schreibtisch.
Ja, heutzutage lief alles elektronisch, aber er glaubte daran, dass es wichtig war, für fast alles eine Sicherheitskopie in Papierform zu haben – wahrscheinlich die Schuld seines Großvaters. „Nun, sie hat ihre Meinung nicht geändert und ist nicht spurlos vom Erdboden verschwunden, wenn du das wissen willst.“
„Das Letzte, was ich gehört habe, ist, dass sie entweder diesen Donnerstag oder nächsten Montag zur Arbeit erscheinen wird.“
Er nickte. „Das stimmt. Ihr Nachfolger schien alle laufenden Arbeiten im Griff zu haben, sodass Tess am Donnerstag anfangen kann.“
„Tess? Ich dachte, sie heißt Teresa?“
„Ja.“ Er musste schmunzeln, als er sich an die willensstarke, selbstbewusste und ach so eigensinnige Highschool-Schülerin erinnerte, die ihm Nachhilfe in Physik gegeben hatte. Nachdem er über einen Monat mit Pfeifferschem Drüsenfieber flachgelegen hatte, war er hoffnungslos in Rückstand geraten, und der einzige Dozent in Physik weigerte sich, ihm zu helfen den Rückstand aufzuholen.
Tess war ihm zu Hilfe gekommen. Er hatte keine Ahnung, ob sie immer noch den Spitznamen benutzte, den er ihr gegeben hatte. Als ihr Name auf der kurzen Bewerberliste auf seinem Schreibtisch gelandet war, hatte er sich nicht einmal die Mühe gemacht, sie zu interviewen – er gab einfach sofort sein Einverständnis, sie einzustellen. Wenn sie nur halb so fähig war wie die Studentin von damals, die er so bewundert hatte, würde sie bei Baron Enterprises einen fantastischen Job machen. „Teresa. Ja, stimmt.“
Katrina nickte. „Außerdem hat Gibbs von dem Hotel in Dallas die Mailbox vollgequatscht. Irgendwas mit dem neuen Betonlieferanten.“
Sofort blickte Cooper aufs Handy. „Verdammt.“ Irgendwie hatte er sein neues Telefon unbeabsichtigt auf lautlos gestellt. Hektisch scrollte er durch die Liste der Leute, die ihn angerufen oder ihm eine SMS geschickt hatten. Bei Wörtern wie Bienenwabe und Risse biss Cooper die Zähne zusammen. Alles Anzeichen für schlechten Beton. „Ich rufe ihn direkt zurück.“
„Deinen Großvater solltest du auch anrufen.“
Cooper seufzte. „Hat Gibbs den Gouverneur kontaktiert?“
Katrina presste die Lippen zusammen und die Akten an die Brust und nickte.
„Na großartig. Ich rufe zuerst Gibbs an, dann den Gouverneur.“ Und dann würde er sich um die anderen SMS kümmern, die auf seinem Handy eingetrudelt waren. Egal, was sonst noch los war, das hier hatte jetzt Priorität. Nichts, was mit dem Namen Baron zu tun hatte, würde jemals auf die Schnelle erledigt werden, nur um Geld zu sparen. Nichts. Gar nichts. Niemals. Das war nicht die Art der Barons und würde es auch nie sein.
* * *
„Klopf, klopf.“ Eine Kollegin von Teresa Gordon klopfte an die nicht vorhandene Tür ihrer Büroecke.
Das war nur eine der Kleinigkeiten, auf die sie sich an ihrem neuen Arbeitsplatz freute: ein richtiges Büro mit einer richtigen Tür.
„Hey, komm rein!“
Lächelnd schlenderte Ashley herein und blieb vor Teresas fast leerem Schreibtisch stehen. „Sieht aus, als wärst du mit dem Packen fast fertig.“
„So gut wie.“ Offiziell war gestern ihr letzter Tag gewesen, aber sie hatte beschlossen, heute noch einmal vorbeizukommen, um den Rest ihrer Sachen zu packen, nur für den Fall, dass ihr Nachfolger in letzter Minute noch Fragen hatte. Bisher schien der Nachfolger mehr als tüchtig zu sein.
„Denk daran, wenn es einen Platz für mich bei Baron Enterprises gibt, dann vergiss deine Lieblingskollegin nicht.“
Sie war sich bewusst, dass ihr Umzug nach Texas, um für ein so großes Unternehmen wie Baron Enterprises zu arbeiten, sie zum Neidobjekt vieler in ihrem Büro machen würde. Sie arbeitete gern mit Ashley zusammen und bedauerte, dass sie sich nicht mehr Zeit für eine Freundschaft außerhalb des Büros genommen hatte, aber mit einem neuen Job, einem Baby und einem schweren Fall von Schlafmangel stand ein Sozialleben nicht auf ihrer Agenda. „Das weißt du doch.“
„Ich nehme dich beim Wort. Baron Enterprises ist das mitarbeiterfreundlichste Unternehmen im ganzen Land. Für einen Job bei Baron würde ich nach Timbuktu ziehen. Die Freundin meiner Schwester ist Verwaltungsangestellte in einem der Tochterunternehmen und hatte sechzig Tage bezahlten Urlaub vor der Geburt und weitere neunzig Tage danach. Und da es im Gebäude eine Kinderkrippe gibt, konnte sie sogar weiter stillen.“
Teresa nickte. Das war nur einer der vielen Gründe, warum sie die Chance ergriffen hatte, sich bei den Barons auf eine Stelle im Projektmanagement zu bewerben. Emma in der Nähe zu haben, würde ihre Schuldgefühle, für ihren Lebensunterhalt arbeiten zu müssen, lindern. Sich keine Sorgen machen zu müssen, dass sie sich freinehmen musste, wenn die Kleine krank war – nicht, dass sie oft krank war –, sondern zu wissen, dass ihr Arbeitsplatz sicher war, auch wenn sie ihre Tochter an die erste Stelle setzte, war für sie sehr wichtig. Auch die Möglichkeit, wieder mit den Barons zusammenzuarbeiten, war ein schöner Teil der Vereinbarung. Die Nachhilfe, die sie Cooper Baron vor all den Jahren gegeben hatte, war das Sprungbrett für eine enge Bekanntschaft gewesen, sowie die Zeit auf der Ranch, in der sie einen Großteil der Familie kennengelernt hatte. Sie mochte seine Großmutter sehr. Es gab keine nettere Frau. Sobald sie die militärische Haltung des Gouverneurs verstanden hatte, fand sie Trost in dem häufigen Funkeln in den Augen des alten Mannes.
„Nimmst du das mit?“ Ashley hielt Teresas Auszeichnung als Mitarbeiterin des Jahres von vor ein paar Jahren hoch.
„Vielleicht die einzige Auszeichnung, die ich je bekommen werde.« Sie nahm es ihrer Freundin ab und legte es in die Kiste zu den anderen Büroutensilien. Sie wusste nicht, wie viel sie davon auspacken würde, und es war sehr unwahrscheinlich, dass sie es in ihrem neuen Büro aufstellen würde. Vielleicht würde sie ja einen anderen Preis gewinnen. Vergab Baron Enterprise überhaupt Auszeichnungen? Nicht, dass es darauf ankäme. Sie würde sich auf alle Fälle voll in die Arbeit stürzen, aber seit sie Emma hatte, war nicht mehr viel drin. Sie musste es schaffen, alles im Auge zu behalten.
Ein letztes Mal überprüfte sie die Schubladen, öffnete und schloss sie sorgfältig, anschließend ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen, dann schlang sie die Arme um den kleinen Karton und streckte sich.
„Das war es dann also wirklich?“ Ashley sah aus, als würde sie gleich weinen.
„Ich ziehe ja nicht nach Bora Bora.“
„Wenn, dann hätte ich wenigstens einen guten Grund, dich zu besuchen.“
Beide Frauen lachten.
„Texas ist nur einen kurzen Flug von Virginia entfernt.“ Nicht, dass sie erwartet hätte, dass Ashley tatsächlich nach Texas fliegen würde, wenn sie sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte, quer durch die Stadt zu fahren.
„Aber sicher. Wer weiß, vielleicht überrasche ich dich und Emma ja mal.« Ashley zuckte mit den Schultern. „In Texas soll es viele gut aussehende Cowboys geben.“
„So ist es. Gleich zwei gute Gründe für einen Besuch.“ Teresa ging lachend den Flur entlang, die Kiste in ihre Seite gedrückt, so wie sie auch ihre Tochter tragen würde, und winkte mit der freien Hand ein paar Leuten zu, bevor sie den Fahrstuhl erreichte.
Im Aufzug kam ihr die Fahrt nach unten langsamer vor als sonst. Sie hatte sich auf die Möglichkeiten gefreut, die ihr neuer Job mit sich brachte, doch in diesem Moment kam ihr alles so viel realer vor. Bei dem Gedanken an all die Veränderungen, die auf ihre und Emmas Welt zukommen würden, musste sie lächeln. Das Leben sah definitiv rosig aus.
„Und, wie ist es gelaufen?“ Katrina, die Assistentin von Cooper Baron, betrat sein Büro.
„Wie immer. Ich lege der Stadt perfekt detaillierte Pläne vor, und sie wollen trotzdem noch mehr.“
Katrina schüttelte den Kopf und kicherte leise. „Als ob du nicht gewusst hättest, dass das so kommt.“
Die Frau hatte recht. Er war zu optimistisch gewesen, als er die Pläne für die Genehmigungen eingereicht hatte. „Immerhin habe ich Rachel dabei geholfen, mehr Häuser zu entkernen und wieder instand zu setzen, als die Bürohengste im Rathaus an Händen und Füßen abzählen könnten.“
„Ich weiß.“ Sie verschränkte die Arme. „Wie schlimm ist es denn?“
Er schüttelte den Kopf. „Nicht so schlimm. Sie wollen noch einen Querbalken. Ich weiß, dass er nicht nötig ist. Du weißt, dass er nicht nötig ist. Und ich vermute, das Rathaus weiß das auch, aber heutzutage geht es nur noch um die eigene Absicherung.“
„Wir sind die streitsüchtigste Gesellschaft der Welt geworden.“
„Welch ein Glück.“ Er neigte seinen Zeichentisch noch ein Stück weiter und nahm die gewünschten Änderungen vor. Immerhin sollte ihr neuestes Projekt erst in ein paar Wochen abgerissen werden. Das würde reichen, um die Stadtverwaltung mit ins Boot zu holen. Vor Chucks Pensionierung war alles viel einfacher gewesen. Nach mehr als einem Jahrzehnt Zusammenarbeit hatten sie ein eingespieltes Verhältnis entwickelt. Jetzt sah es so aus, als würde Cooper ganz von vorn anfangen müssen.
Es fiel ihm auch auf, dass sein Nachname in diesem Fall gegen ihn verwendet wurde. Manchmal – okay, meistens – öffnete der Nachname Baron Türen und ersparte Bürokratie. Aber manchmal weckte er auch Antipathie bei Leuten, die meinten, dass es jemand mit diesem Nachnamen zu leicht hätte. Er wäre Quatsch, wenn er behauptete, dass es keine Vorteile hätte, ein Baron zu sein. Der größte Vorteil hatte absolut nichts mit Macht oder Prestige zu tun, sondern mit der Liebe und Unterstützung einer sehr großen Familie. Obwohl Baron Enterprises in allen Bereichen tätig war, von Hotelresorts und Restaurantketten bis hin zu Sportmannschaften und Risikoprojekten, war der größte Vorteil der Familie genau das: Familie.
Obwohl es genug Enkelkinder der Barons gab, um eine kleine Stadt zu gründen, kannten sie sich alle: spielten zusammen, arbeiteten zusammen und hatten innige Beziehungen. Und was noch wichtiger war – sie standen füreinander ein, ohne Wenn und Aber.
Natürlich war es eine Herausforderung, einen sturen pensionierten Marinesoldaten als Großvater zu haben, aber am Ende überwogen Liebe und Respekt.
„Gibt es etwas Neues von der neuen Projektleiterin?“ Katrina nahm einen Stapel Ordner aus dem Postausgang auf ihrem Schreibtisch.
Ja, heutzutage lief alles elektronisch, aber er glaubte daran, dass es wichtig war, für fast alles eine Sicherheitskopie in Papierform zu haben – wahrscheinlich die Schuld seines Großvaters. „Nun, sie hat ihre Meinung nicht geändert und ist nicht spurlos vom Erdboden verschwunden, wenn du das wissen willst.“
„Das Letzte, was ich gehört habe, ist, dass sie entweder diesen Donnerstag oder nächsten Montag zur Arbeit erscheinen wird.“
Er nickte. „Das stimmt. Ihr Nachfolger schien alle laufenden Arbeiten im Griff zu haben, sodass Tess am Donnerstag anfangen kann.“
„Tess? Ich dachte, sie heißt Teresa?“
„Ja.“ Er musste schmunzeln, als er sich an die willensstarke, selbstbewusste und ach so eigensinnige Highschool-Schülerin erinnerte, die ihm Nachhilfe in Physik gegeben hatte. Nachdem er über einen Monat mit Pfeifferschem Drüsenfieber flachgelegen hatte, war er hoffnungslos in Rückstand geraten, und der einzige Dozent in Physik weigerte sich, ihm zu helfen den Rückstand aufzuholen.
Tess war ihm zu Hilfe gekommen. Er hatte keine Ahnung, ob sie immer noch den Spitznamen benutzte, den er ihr gegeben hatte. Als ihr Name auf der kurzen Bewerberliste auf seinem Schreibtisch gelandet war, hatte er sich nicht einmal die Mühe gemacht, sie zu interviewen – er gab einfach sofort sein Einverständnis, sie einzustellen. Wenn sie nur halb so fähig war wie die Studentin von damals, die er so bewundert hatte, würde sie bei Baron Enterprises einen fantastischen Job machen. „Teresa. Ja, stimmt.“
Katrina nickte. „Außerdem hat Gibbs von dem Hotel in Dallas die Mailbox vollgequatscht. Irgendwas mit dem neuen Betonlieferanten.“
Sofort blickte Cooper aufs Handy. „Verdammt.“ Irgendwie hatte er sein neues Telefon unbeabsichtigt auf lautlos gestellt. Hektisch scrollte er durch die Liste der Leute, die ihn angerufen oder ihm eine SMS geschickt hatten. Bei Wörtern wie Bienenwabe und Risse biss Cooper die Zähne zusammen. Alles Anzeichen für schlechten Beton. „Ich rufe ihn direkt zurück.“
„Deinen Großvater solltest du auch anrufen.“
Cooper seufzte. „Hat Gibbs den Gouverneur kontaktiert?“
Katrina presste die Lippen zusammen und die Akten an die Brust und nickte.
„Na großartig. Ich rufe zuerst Gibbs an, dann den Gouverneur.“ Und dann würde er sich um die anderen SMS kümmern, die auf seinem Handy eingetrudelt waren. Egal, was sonst noch los war, das hier hatte jetzt Priorität. Nichts, was mit dem Namen Baron zu tun hatte, würde jemals auf die Schnelle erledigt werden, nur um Geld zu sparen. Nichts. Gar nichts. Niemals. Das war nicht die Art der Barons und würde es auch nie sein.
* * *
„Klopf, klopf.“ Eine Kollegin von Teresa Gordon klopfte an die nicht vorhandene Tür ihrer Büroecke.
Das war nur eine der Kleinigkeiten, auf die sie sich an ihrem neuen Arbeitsplatz freute: ein richtiges Büro mit einer richtigen Tür.
„Hey, komm rein!“
Lächelnd schlenderte Ashley herein und blieb vor Teresas fast leerem Schreibtisch stehen. „Sieht aus, als wärst du mit dem Packen fast fertig.“
„So gut wie.“ Offiziell war gestern ihr letzter Tag gewesen, aber sie hatte beschlossen, heute noch einmal vorbeizukommen, um den Rest ihrer Sachen zu packen, nur für den Fall, dass ihr Nachfolger in letzter Minute noch Fragen hatte. Bisher schien der Nachfolger mehr als tüchtig zu sein.
„Denk daran, wenn es einen Platz für mich bei Baron Enterprises gibt, dann vergiss deine Lieblingskollegin nicht.“
Sie war sich bewusst, dass ihr Umzug nach Texas, um für ein so großes Unternehmen wie Baron Enterprises zu arbeiten, sie zum Neidobjekt vieler in ihrem Büro machen würde. Sie arbeitete gern mit Ashley zusammen und bedauerte, dass sie sich nicht mehr Zeit für eine Freundschaft außerhalb des Büros genommen hatte, aber mit einem neuen Job, einem Baby und einem schweren Fall von Schlafmangel stand ein Sozialleben nicht auf ihrer Agenda. „Das weißt du doch.“
„Ich nehme dich beim Wort. Baron Enterprises ist das mitarbeiterfreundlichste Unternehmen im ganzen Land. Für einen Job bei Baron würde ich nach Timbuktu ziehen. Die Freundin meiner Schwester ist Verwaltungsangestellte in einem der Tochterunternehmen und hatte sechzig Tage bezahlten Urlaub vor der Geburt und weitere neunzig Tage danach. Und da es im Gebäude eine Kinderkrippe gibt, konnte sie sogar weiter stillen.“
Teresa nickte. Das war nur einer der vielen Gründe, warum sie die Chance ergriffen hatte, sich bei den Barons auf eine Stelle im Projektmanagement zu bewerben. Emma in der Nähe zu haben, würde ihre Schuldgefühle, für ihren Lebensunterhalt arbeiten zu müssen, lindern. Sich keine Sorgen machen zu müssen, dass sie sich freinehmen musste, wenn die Kleine krank war – nicht, dass sie oft krank war –, sondern zu wissen, dass ihr Arbeitsplatz sicher war, auch wenn sie ihre Tochter an die erste Stelle setzte, war für sie sehr wichtig. Auch die Möglichkeit, wieder mit den Barons zusammenzuarbeiten, war ein schöner Teil der Vereinbarung. Die Nachhilfe, die sie Cooper Baron vor all den Jahren gegeben hatte, war das Sprungbrett für eine enge Bekanntschaft gewesen, sowie die Zeit auf der Ranch, in der sie einen Großteil der Familie kennengelernt hatte. Sie mochte seine Großmutter sehr. Es gab keine nettere Frau. Sobald sie die militärische Haltung des Gouverneurs verstanden hatte, fand sie Trost in dem häufigen Funkeln in den Augen des alten Mannes.
„Nimmst du das mit?“ Ashley hielt Teresas Auszeichnung als Mitarbeiterin des Jahres von vor ein paar Jahren hoch.
„Vielleicht die einzige Auszeichnung, die ich je bekommen werde.« Sie nahm es ihrer Freundin ab und legte es in die Kiste zu den anderen Büroutensilien. Sie wusste nicht, wie viel sie davon auspacken würde, und es war sehr unwahrscheinlich, dass sie es in ihrem neuen Büro aufstellen würde. Vielleicht würde sie ja einen anderen Preis gewinnen. Vergab Baron Enterprise überhaupt Auszeichnungen? Nicht, dass es darauf ankäme. Sie würde sich auf alle Fälle voll in die Arbeit stürzen, aber seit sie Emma hatte, war nicht mehr viel drin. Sie musste es schaffen, alles im Auge zu behalten.
Ein letztes Mal überprüfte sie die Schubladen, öffnete und schloss sie sorgfältig, anschließend ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen, dann schlang sie die Arme um den kleinen Karton und streckte sich.
„Das war es dann also wirklich?“ Ashley sah aus, als würde sie gleich weinen.
„Ich ziehe ja nicht nach Bora Bora.“
„Wenn, dann hätte ich wenigstens einen guten Grund, dich zu besuchen.“
Beide Frauen lachten.
„Texas ist nur einen kurzen Flug von Virginia entfernt.“ Nicht, dass sie erwartet hätte, dass Ashley tatsächlich nach Texas fliegen würde, wenn sie sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte, quer durch die Stadt zu fahren.
„Aber sicher. Wer weiß, vielleicht überrasche ich dich und Emma ja mal.« Ashley zuckte mit den Schultern. „In Texas soll es viele gut aussehende Cowboys geben.“
„So ist es. Gleich zwei gute Gründe für einen Besuch.“ Teresa ging lachend den Flur entlang, die Kiste in ihre Seite gedrückt, so wie sie auch ihre Tochter tragen würde, und winkte mit der freien Hand ein paar Leuten zu, bevor sie den Fahrstuhl erreichte.
Im Aufzug kam ihr die Fahrt nach unten langsamer vor als sonst. Sie hatte sich auf die Möglichkeiten gefreut, die ihr neuer Job mit sich brachte, doch in diesem Moment kam ihr alles so viel realer vor. Bei dem Gedanken an all die Veränderungen, die auf ihre und Emmas Welt zukommen würden, musste sie lächeln. Das Leben sah definitiv rosig aus.