Chase: Du bist mein Glück
Kapitel 1
„Unser Großvater, ein Mann, der reicher ist als Bezos, hat angeboten, die Hochzeit zu bezahlen, und die zukünftige Mrs. Andrew Mason hat Nein gesagt?“ Chase James Baron, Chef von Baron Enterprises und eingefleischter Junggeselle, stieß mit seinem Cognacglas mit seiner Schwester Eve an. „Je mehr ich über Nancy erfahre, desto mehr mag ich sie.“
Nach den Vorstellungen ihres Großvaters, eines ehemaligen Marinesoldaten, der zum Politiker geworden war, sollte jedes seiner Enkelkinder sechs Kinder haben – so wie er und seine Frau es vor sechzig Jahren getan hatten. Andrews Mutter, Amanda Baron Mason, war die Jüngste und altersmäßig am nächsten an Chases Vater, Bradley Baron, dran. Bradley hatte sich die Zustimmung seines Vaters erworben, indem er jung und gut geheiratet hatte, obwohl er nur fünf statt der angeordneten sechs Kinder hatte. Zu Bradleys Unglück war die Scheidung von Chases Mutter und die drei darauffolgenden Ehefrauen nicht annähernd so gut bei dem stolzen ehemaligen Gouverneur angekommen. Auch wenn durch die Ehen zwei weitere Enkelkinder hinzugekommen waren.
Ihr Großvater war es offensichtlich leid, darauf zu warten, dass seine Enkelkinder die Tradition einer großen Familie fortsetzten. Zum Leidwesen des ehemaligen Gouverneurs James Earnest Baron war bisher jeder seiner Nachkommen bei der Suche nach einem Ehepartner und der Vergrößerung der Truppen – das war seine liebevolle Bezeichnung für seine Familie –kläglich gescheitert. Mit Ausnahme von Andrew, der von seiner neuen Braut in die Falle gelockt worden war.
Die Hochzeit von Andrew und Nancy hatte Chase nach Galveston geführt, um die erste, lang erwartete Hochzeit seiner Generation vorzubereiten. Er und seine Geschwister Craig, Mitch und Eve warteten an Bord der Jacht ihres Bruders Kyle – einem beliebten Treffpunkt der Familie – auf einen ruhigen Segeltörn entlang der Golfküste, bevor die bevorstehenden Feierlichkeiten und das anschließende Chaos begannen.
„Du wirst Nancy lieben“, sagte seine Schwester Eve mit einem Lächeln. „Klug und frech. Perfekt für Andrew. Auch wenn der Gouverneur oft über ihre Dickköpfigkeit meckert, ich glaube, er mag sie wirklich.“
„Wenn es bedeutet, endlich ein Urenkelkind zu haben, würde er Lucrezia Borgia in die Herde lassen.“ Chase hätte über seinen eigenen Witz gelacht, wenn er nicht glauben würde, dass er ein Körnchen Wahrheit enthielte. „Zumindest werden Andrew und Nancy den Druck von uns anderen Enkeln nehmen, uns fortzupflanzen.“
Eve hätte beinahe ihren Brandy verschluckt. „Auf welchem Planeten lebst du denn? Wenn überhaupt, dann hat es den Gouverneur nur noch entschlossener gemacht, die Familientruppen zu verstärken. Oh, warte. Das ist richtig. Du versteckst dich in deiner Männerhöhle in Dallas. Du lebst nur für Baron Enterprises. Ich muss sagen, dass die Verlegung der Geschäfte in das Hochhaus in der Innenstadt, einschließlich einer Penthouse-Wohnung, ein erschwingliches Pendeln ermöglicht. Du brauchst nicht einmal das Gebäude zu verlassen. Niemals.“
„Jetzt hörst du dich an wie der alte Herr!“ Als Chase vor zehn Jahren zum ersten Mal mit den Plänen für die gemischte Nutzung des neuen Hauptsitzes aufgewartet hatte, war sein Großvater von der Idee begeistert gewesen. Chase und sein Cousin Devlin, Gründer einer der größten Immobilienfirmen des Landes, hatten jedes Detail ausgearbeitet, bevor sie es ihrem Großvater vorgelegt hatten. Das war lange bevor der Patriarch von der Fortpflanzung seiner Enkelkinder besessen gewesen war.
„Du wirst nie eine gute Frau kennenlernen, wenn du hinter deinem Schreibtisch lebst. Ausgewogenheit, mein Junge, Ausgewogenheit!“, ahmte Chase seinen Großvater nach.
„Ein Mensch kann das Militär verlassen, aber es wird ihm immer in den Knochen stecken. Immer schön Druck machen!“ Eve warf den Kopf zurück und stieß einen Seufzer aus. „Hast du gehört, was er mit Craig angestellt hat?“
„Auf Mitchs Benefizveranstaltung vergangenen Monat?“
Eve nickte. „Craig hat den Fehler begangen, dem Gouverneur zu sagen, dass er als Junggeselle zur Veranstaltung unseres lieben Bruders, des Senators, geht.“
„Craig leitet eine große Produktionsfirma. Sicherlich wäre eine aufstrebende Schauspielerin mehr als glücklich gewesen, wenn ihre Fotos bei einem zehntausend Dollar teuren Abendessen für den Goldjungen des Senats über alle Medien verbreitet worden wären.“
„Ich glaube, keiner von uns hat bemerkt, dass der Gouverneur den Einsatz erhöht hat. Wenn wir nicht selbst eine Begleitperson finden können, wird er eine für uns suchen.“
„Und genau aus diesem Grund bringe ich meine eigene Begleiterin mit.“ Chase erhob sich und durchquerte den Salon der Jacht seines Bruders, um sich nachzuschenken. Die Van Kleins gehörten zu den spießigsten Familien im Gesellschaftsregister und hatten alle ihre Kinder bis auf eines verheiratet. Und nach dem, was er von Gwyneth gehört hatte, war sie aus gutem Grund eine alte Jungfer. „Ich frage mich, was sich der Gouverneur dabei gedacht hat, Craig die ganze Nacht mit Gwyneth Van Klein zu belästigen?“
Eve hob eine Augenbraue und schüttelte dann den Kopf. „Das Übliche. Solider Körperbau. Breite Hüften. Selbst in der heutigen Zeit hält der alte Herr Frauen immer noch für Zuchtstuten. Wahrscheinlich hat er Gwyneths Zahnunterlagen.“
„Ich würde mir eher Sorgen machen, dass er deine hat.“ Kyle, der noch fehlende Bruder, trat durch die Tür. „Tut mir leid, dass ich zu spät bin. Meine Besprechung dauerte länger. Wie ich sehe, habt ihr euch bereits an den Erfrischungen bedient.“
„Wir haben die Limonade ausgelassen und uns direkt an das harte Zeug gemacht.“ Eve lächelte ihn an.
„An meinen Napoleon-Brandy.“ Kyle lachte. „Anstrengende Woche?“
„Der Gouverneur hat mir gestern einen Vortrag über meine biologische Uhr gehalten. Und am Tag davor …“
„Und heute Morgen“, fügte Kyle hinzu, der sie mitfühlend ansah. „Tut mir leid, Schwesterherz.“
„Daran bin ich gewöhnt. Es ist nicht so, dass ich keinen netten Typen kennenlernen möchte, aber es ist nicht einfach, wenn der eigene Nachname Baron lautet.“
Leider wusste Chase genau, was sie meinte. Der Name Baron, dessen Familienvermögen allen bekannt war, war nur allzu verlockend für Heiratsschwindler. Er hatte das alles bereits erlebt und sogar seinen Hochzeitsanzug schon gekauft. Deshalb hatte er beschlossen, bevor er sich zur Hochzeit seiner Cousine nach Galveston begeben würde, den unerwünschten Bemühungen des ehemaligen Gouverneurs zuvorzukommen, für seine Nachkommen geeignete Partner zu finden. Chase leitete zwar keine große Filmproduktionsfirma, aber er hatte Pretty Woman gesehen. Er war zwar nicht so dumm, eine Prostituierte zu engagieren, um den Verkupplungsversuchen seines Großvaters entgegenzuwirken, aber Chase würde durchaus eine gute Schauspielerin anheuern, um die Aufmerksamkeit ihres Großvaters von sich wegzulenken.
Der Plan war nicht übel. Rein geschäftlich. Keine Gefühle. Keine Heiratsschwindler. Und das Beste von allem: keine Komplikationen.
* * *
„Du wirst dafür bezahlt, die nächsten sieben Tage mit einem Mann zu verbringen?“ C.J. Lawsons Kopf drohte zu explodieren angesichts des verrückten Plans ihrer Schwester.
„Ja und nein.“ Bev zuckte mit den Schultern.
C.J. starrte ihre jüngere Schwester so an, wie sie einen unerfahrenen Rekruten anstarren würde. Dann nutzte sie ihre jahrelange militärische Disziplin, um Bev nicht ins Gesicht zu schreien. „Du weißt aber schon, dass diese beiden Antworten nicht zusammenpassen, oder?“
„Ja, für fünftausend Dollar jetzt und fünftausend am Ende der Woche werde ich dafür bezahlt, eine Woche mit Chase Baron zu verbringen, aber nein, nicht mit ihm.“
„Weißt du schon, wo du wohnen wirst?“
„Im Galveston.“
C.J. unterließ es, die Augen angesichts ihrer naiven Schwester zu verdrehen. „In einem Hotel?“
Bev kaute an ihrer Unterlippe und zögerte ein paar Minuten. „Vielleicht. Vielleicht hat er auch ein Boot erwähnt.“
„Okay.“ Wer hätte gedacht, dass es einfacher wäre, mit Grünschnäbeln, die gerade beim Militär angekommen waren, zurechtzukommen, als ihre blauäugige Schwester zur Vernunft zu bringen? „Vielleicht in einem Hotel oder auf einem Boot, aber auf jeden Fall in getrennten Zimmern?“
„Oh.“ Bev hörte auf, Kleidung in ihren Koffer zu werfen. „Danach habe ich gar nicht gefragt.“
O Himmel! Noch nie hatte sich C.J. so sehr gewünscht, dass Bev ein paar weniger Schönheitsgene und nur ein klitzekleines bisschen mehr Verstand mitbekommen hätte. Mit einer Größe von 1,70 Metern und einem Gewicht von 55 Kilogramm, einem Taillenumfang von 24 Zentimetern und Augen, die den Farbton des azurblauen Himmels hatten, erinnerte Bev an Marilyn Monroe, Judy Holiday und weitere talentierte Frauen, die mehr Sex-Appeal als Intelligenz besessen hatten. „Wie konntest du vergessen zu fragen, ob ihr in getrennten Zimmern schlafen werdet?“
„Für zehntausend Dollar ist es mir egal, ob er mich auf dem Dach schlafen lässt.“
„Oder in seinem Bett?“
Mit dem Pullover in der Hand erstarrte Bev und sah zu ihrer Schwester auf. „Das war nicht Teil unserer Abmachung.“
C.J. wollte gerade fragen: „Welcher Abmachung?“, da ihre Schwester keine anderen Argumente zu haben schien als ein Gehalt von zehntausend Dollar in einer Woche und die Verarschung eines alten Mannes. Da bemerkte C.J. plötzlich, dass Bev einen Pullover in Händen hielt. „Warum packst du für Galveston Kleidung für kaltes Wetter ein?“
„Oh, das wollte ich gerade erklären.“
Das Glitzern in Bevs Augen war nie ein gutes Zeichen gewesen. Als Kind hätte es alles Mögliche bedeuten können – etwa, einer unwilligen Katze das Schwimmen beibringen zu wollen bis hin zu selbstgemachtem Haarfärbemittel. Keines davon hatte zu herausragenden Ergebnissen geführt. „Dann erkläre es mir! Noch einmal.“
„Okay.“ Bev warf sich ihr langes blondes Haar hinter die Schulter und atmete tief ein. „Chases Cousin heiratet in acht Tagen. Es handelt sich um eine große Familienhochzeit. Alle Geschwister, Cousins und Cousinen, Tanten und Onkel werden da sein. Sogar seine Mutter, die praktisch eine Einsiedlerin irgendwo in Europa ist, überquert anlässlich der Hochzeit ihres Lieblingsneffen den großen Teich.“
C.J. nickte und ermutigte ihre Schwester dadurch, endlich zu dem Teil des Plans zu kommen, den sie noch nicht erwähnt hatte.
„Chase hat also diesen Großvater …“
„Ja“, witzelte C.J. etwas ungeduldig. „Das hast du bereits erwähnt. Er will alle seine Enkelkinder verheiratet sehen. Den Teil habe ich schon verstanden.“
„Also, der Gouverneur …“
„Der Gouverneur?“
„Ja, genau, das ist der Großvater. Der ehemalige Gouverneur von Texas, obwohl ich glaube, dass das schon viele Jahre her ist. Und davor war er bei den Marines.“
„Ist“, warf C.J. ein ohne nachzudenken.
„Oh, ja.“ Bev seufzte und zitierte: „Einmal ein Marine, immer ein Marine.“
„Richtig.“ C.J. nickte wieder und bedauerte, dass sie die Geschichte ihrer Schwester unterbrochen hatte.
„Um zu vermeiden, dass der Großvater Chase auf der Hochzeit seines Cousins schikaniert, nervt, anrempelt und ein Familiendrama anzettelt, wurde ich als sein Date engagiert. Wie in Pretty Woman.“
„Du erinnerst dich doch, dass sie eine Nutte war?“
„Julia Roberts?“
Gott, C.J. liebte ihre Schwester. Das tat sie wirklich. Aber diese Frau hatte C.J.s Geduld von dem Tag an auf die Probe gestellt, als ihre Eltern Bev aus dem Krankenhaus nach Hause gebracht hatten. „Vivian, die Figur in dem Film. Vivian war eine Nutte.“
„Oh, ja. Wie auch immer. Er hat mir 10.000 angeboten, um mit ihm auszugehen.“ Bev hielt inne, biss sich wieder auf die Unterlippe, hob dann den Kopf und blickte nachdenklich zur Decke. „Vielleicht war es Freundin.“ Lächelnd nickte sie. „Das war es! Seine Freundin für eine Woche.“
„Freundin.“ C.J. hasste es, dass ihre Stimme weinerlich klang. Sie hasste Menschen, die so klangen. „Und du hast nicht danach gefragt, wo du schlafen wirst?“ Warum hatte Bev nicht etwas Normales werden können, wie etwa Kosmetikerin oder Empfangsdame? Warum war sie Schauspielerin geworden? „Ist doch egal! Können wir wieder über die Klamotten sprechen?“
„Oh. Richtig.“ Bev wurde hellhörig. „Heute Morgen erhielt ich einen Anruf von meiner Freundin Gloria. Du erinnerst dich doch an Gloria?“
C.J. nickte. Sie hatte keine Ahnung, wer zum Teufel Gloria war, aber sie hatte nicht die Absicht, dieses Gespräch in ein weiteres Kaninchenloch abdriften zu lassen.
„Gloria hat eine kleine Rolle in dem neuen Film von John Cipro bekommen. Es ist eine Nebenrolle, aber sie brauchen eine Menge Statisten, weil sie mitten im Nirgendwo drehen, und sie hat mich auf die Liste der Statisten gesetzt! Wenn ich ihnen gefalle, darf ich vielleicht sogar etwas sagen.“ Bev hüpfte vor Freude beinahe auf der Stelle.
„Wenigstens ist das ein seriöser Auftrag. Wann beginnen die Dreharbeiten?“
„Am Montag.“
„An diesem Montag?“ Jetzt war C.J. wirklich verwirrt.
„Ja. In Kanada, wo es kalt ist.“
Das erklärte zumindest den Pullover. „Also, warum führen wir dieses Gespräch, wenn du den Job in Galveston gar nicht annimmst?“
„Weil du ihn annehmen wirst.“
„Unser Großvater, ein Mann, der reicher ist als Bezos, hat angeboten, die Hochzeit zu bezahlen, und die zukünftige Mrs. Andrew Mason hat Nein gesagt?“ Chase James Baron, Chef von Baron Enterprises und eingefleischter Junggeselle, stieß mit seinem Cognacglas mit seiner Schwester Eve an. „Je mehr ich über Nancy erfahre, desto mehr mag ich sie.“
Nach den Vorstellungen ihres Großvaters, eines ehemaligen Marinesoldaten, der zum Politiker geworden war, sollte jedes seiner Enkelkinder sechs Kinder haben – so wie er und seine Frau es vor sechzig Jahren getan hatten. Andrews Mutter, Amanda Baron Mason, war die Jüngste und altersmäßig am nächsten an Chases Vater, Bradley Baron, dran. Bradley hatte sich die Zustimmung seines Vaters erworben, indem er jung und gut geheiratet hatte, obwohl er nur fünf statt der angeordneten sechs Kinder hatte. Zu Bradleys Unglück war die Scheidung von Chases Mutter und die drei darauffolgenden Ehefrauen nicht annähernd so gut bei dem stolzen ehemaligen Gouverneur angekommen. Auch wenn durch die Ehen zwei weitere Enkelkinder hinzugekommen waren.
Ihr Großvater war es offensichtlich leid, darauf zu warten, dass seine Enkelkinder die Tradition einer großen Familie fortsetzten. Zum Leidwesen des ehemaligen Gouverneurs James Earnest Baron war bisher jeder seiner Nachkommen bei der Suche nach einem Ehepartner und der Vergrößerung der Truppen – das war seine liebevolle Bezeichnung für seine Familie –kläglich gescheitert. Mit Ausnahme von Andrew, der von seiner neuen Braut in die Falle gelockt worden war.
Die Hochzeit von Andrew und Nancy hatte Chase nach Galveston geführt, um die erste, lang erwartete Hochzeit seiner Generation vorzubereiten. Er und seine Geschwister Craig, Mitch und Eve warteten an Bord der Jacht ihres Bruders Kyle – einem beliebten Treffpunkt der Familie – auf einen ruhigen Segeltörn entlang der Golfküste, bevor die bevorstehenden Feierlichkeiten und das anschließende Chaos begannen.
„Du wirst Nancy lieben“, sagte seine Schwester Eve mit einem Lächeln. „Klug und frech. Perfekt für Andrew. Auch wenn der Gouverneur oft über ihre Dickköpfigkeit meckert, ich glaube, er mag sie wirklich.“
„Wenn es bedeutet, endlich ein Urenkelkind zu haben, würde er Lucrezia Borgia in die Herde lassen.“ Chase hätte über seinen eigenen Witz gelacht, wenn er nicht glauben würde, dass er ein Körnchen Wahrheit enthielte. „Zumindest werden Andrew und Nancy den Druck von uns anderen Enkeln nehmen, uns fortzupflanzen.“
Eve hätte beinahe ihren Brandy verschluckt. „Auf welchem Planeten lebst du denn? Wenn überhaupt, dann hat es den Gouverneur nur noch entschlossener gemacht, die Familientruppen zu verstärken. Oh, warte. Das ist richtig. Du versteckst dich in deiner Männerhöhle in Dallas. Du lebst nur für Baron Enterprises. Ich muss sagen, dass die Verlegung der Geschäfte in das Hochhaus in der Innenstadt, einschließlich einer Penthouse-Wohnung, ein erschwingliches Pendeln ermöglicht. Du brauchst nicht einmal das Gebäude zu verlassen. Niemals.“
„Jetzt hörst du dich an wie der alte Herr!“ Als Chase vor zehn Jahren zum ersten Mal mit den Plänen für die gemischte Nutzung des neuen Hauptsitzes aufgewartet hatte, war sein Großvater von der Idee begeistert gewesen. Chase und sein Cousin Devlin, Gründer einer der größten Immobilienfirmen des Landes, hatten jedes Detail ausgearbeitet, bevor sie es ihrem Großvater vorgelegt hatten. Das war lange bevor der Patriarch von der Fortpflanzung seiner Enkelkinder besessen gewesen war.
„Du wirst nie eine gute Frau kennenlernen, wenn du hinter deinem Schreibtisch lebst. Ausgewogenheit, mein Junge, Ausgewogenheit!“, ahmte Chase seinen Großvater nach.
„Ein Mensch kann das Militär verlassen, aber es wird ihm immer in den Knochen stecken. Immer schön Druck machen!“ Eve warf den Kopf zurück und stieß einen Seufzer aus. „Hast du gehört, was er mit Craig angestellt hat?“
„Auf Mitchs Benefizveranstaltung vergangenen Monat?“
Eve nickte. „Craig hat den Fehler begangen, dem Gouverneur zu sagen, dass er als Junggeselle zur Veranstaltung unseres lieben Bruders, des Senators, geht.“
„Craig leitet eine große Produktionsfirma. Sicherlich wäre eine aufstrebende Schauspielerin mehr als glücklich gewesen, wenn ihre Fotos bei einem zehntausend Dollar teuren Abendessen für den Goldjungen des Senats über alle Medien verbreitet worden wären.“
„Ich glaube, keiner von uns hat bemerkt, dass der Gouverneur den Einsatz erhöht hat. Wenn wir nicht selbst eine Begleitperson finden können, wird er eine für uns suchen.“
„Und genau aus diesem Grund bringe ich meine eigene Begleiterin mit.“ Chase erhob sich und durchquerte den Salon der Jacht seines Bruders, um sich nachzuschenken. Die Van Kleins gehörten zu den spießigsten Familien im Gesellschaftsregister und hatten alle ihre Kinder bis auf eines verheiratet. Und nach dem, was er von Gwyneth gehört hatte, war sie aus gutem Grund eine alte Jungfer. „Ich frage mich, was sich der Gouverneur dabei gedacht hat, Craig die ganze Nacht mit Gwyneth Van Klein zu belästigen?“
Eve hob eine Augenbraue und schüttelte dann den Kopf. „Das Übliche. Solider Körperbau. Breite Hüften. Selbst in der heutigen Zeit hält der alte Herr Frauen immer noch für Zuchtstuten. Wahrscheinlich hat er Gwyneths Zahnunterlagen.“
„Ich würde mir eher Sorgen machen, dass er deine hat.“ Kyle, der noch fehlende Bruder, trat durch die Tür. „Tut mir leid, dass ich zu spät bin. Meine Besprechung dauerte länger. Wie ich sehe, habt ihr euch bereits an den Erfrischungen bedient.“
„Wir haben die Limonade ausgelassen und uns direkt an das harte Zeug gemacht.“ Eve lächelte ihn an.
„An meinen Napoleon-Brandy.“ Kyle lachte. „Anstrengende Woche?“
„Der Gouverneur hat mir gestern einen Vortrag über meine biologische Uhr gehalten. Und am Tag davor …“
„Und heute Morgen“, fügte Kyle hinzu, der sie mitfühlend ansah. „Tut mir leid, Schwesterherz.“
„Daran bin ich gewöhnt. Es ist nicht so, dass ich keinen netten Typen kennenlernen möchte, aber es ist nicht einfach, wenn der eigene Nachname Baron lautet.“
Leider wusste Chase genau, was sie meinte. Der Name Baron, dessen Familienvermögen allen bekannt war, war nur allzu verlockend für Heiratsschwindler. Er hatte das alles bereits erlebt und sogar seinen Hochzeitsanzug schon gekauft. Deshalb hatte er beschlossen, bevor er sich zur Hochzeit seiner Cousine nach Galveston begeben würde, den unerwünschten Bemühungen des ehemaligen Gouverneurs zuvorzukommen, für seine Nachkommen geeignete Partner zu finden. Chase leitete zwar keine große Filmproduktionsfirma, aber er hatte Pretty Woman gesehen. Er war zwar nicht so dumm, eine Prostituierte zu engagieren, um den Verkupplungsversuchen seines Großvaters entgegenzuwirken, aber Chase würde durchaus eine gute Schauspielerin anheuern, um die Aufmerksamkeit ihres Großvaters von sich wegzulenken.
Der Plan war nicht übel. Rein geschäftlich. Keine Gefühle. Keine Heiratsschwindler. Und das Beste von allem: keine Komplikationen.
* * *
„Du wirst dafür bezahlt, die nächsten sieben Tage mit einem Mann zu verbringen?“ C.J. Lawsons Kopf drohte zu explodieren angesichts des verrückten Plans ihrer Schwester.
„Ja und nein.“ Bev zuckte mit den Schultern.
C.J. starrte ihre jüngere Schwester so an, wie sie einen unerfahrenen Rekruten anstarren würde. Dann nutzte sie ihre jahrelange militärische Disziplin, um Bev nicht ins Gesicht zu schreien. „Du weißt aber schon, dass diese beiden Antworten nicht zusammenpassen, oder?“
„Ja, für fünftausend Dollar jetzt und fünftausend am Ende der Woche werde ich dafür bezahlt, eine Woche mit Chase Baron zu verbringen, aber nein, nicht mit ihm.“
„Weißt du schon, wo du wohnen wirst?“
„Im Galveston.“
C.J. unterließ es, die Augen angesichts ihrer naiven Schwester zu verdrehen. „In einem Hotel?“
Bev kaute an ihrer Unterlippe und zögerte ein paar Minuten. „Vielleicht. Vielleicht hat er auch ein Boot erwähnt.“
„Okay.“ Wer hätte gedacht, dass es einfacher wäre, mit Grünschnäbeln, die gerade beim Militär angekommen waren, zurechtzukommen, als ihre blauäugige Schwester zur Vernunft zu bringen? „Vielleicht in einem Hotel oder auf einem Boot, aber auf jeden Fall in getrennten Zimmern?“
„Oh.“ Bev hörte auf, Kleidung in ihren Koffer zu werfen. „Danach habe ich gar nicht gefragt.“
O Himmel! Noch nie hatte sich C.J. so sehr gewünscht, dass Bev ein paar weniger Schönheitsgene und nur ein klitzekleines bisschen mehr Verstand mitbekommen hätte. Mit einer Größe von 1,70 Metern und einem Gewicht von 55 Kilogramm, einem Taillenumfang von 24 Zentimetern und Augen, die den Farbton des azurblauen Himmels hatten, erinnerte Bev an Marilyn Monroe, Judy Holiday und weitere talentierte Frauen, die mehr Sex-Appeal als Intelligenz besessen hatten. „Wie konntest du vergessen zu fragen, ob ihr in getrennten Zimmern schlafen werdet?“
„Für zehntausend Dollar ist es mir egal, ob er mich auf dem Dach schlafen lässt.“
„Oder in seinem Bett?“
Mit dem Pullover in der Hand erstarrte Bev und sah zu ihrer Schwester auf. „Das war nicht Teil unserer Abmachung.“
C.J. wollte gerade fragen: „Welcher Abmachung?“, da ihre Schwester keine anderen Argumente zu haben schien als ein Gehalt von zehntausend Dollar in einer Woche und die Verarschung eines alten Mannes. Da bemerkte C.J. plötzlich, dass Bev einen Pullover in Händen hielt. „Warum packst du für Galveston Kleidung für kaltes Wetter ein?“
„Oh, das wollte ich gerade erklären.“
Das Glitzern in Bevs Augen war nie ein gutes Zeichen gewesen. Als Kind hätte es alles Mögliche bedeuten können – etwa, einer unwilligen Katze das Schwimmen beibringen zu wollen bis hin zu selbstgemachtem Haarfärbemittel. Keines davon hatte zu herausragenden Ergebnissen geführt. „Dann erkläre es mir! Noch einmal.“
„Okay.“ Bev warf sich ihr langes blondes Haar hinter die Schulter und atmete tief ein. „Chases Cousin heiratet in acht Tagen. Es handelt sich um eine große Familienhochzeit. Alle Geschwister, Cousins und Cousinen, Tanten und Onkel werden da sein. Sogar seine Mutter, die praktisch eine Einsiedlerin irgendwo in Europa ist, überquert anlässlich der Hochzeit ihres Lieblingsneffen den großen Teich.“
C.J. nickte und ermutigte ihre Schwester dadurch, endlich zu dem Teil des Plans zu kommen, den sie noch nicht erwähnt hatte.
„Chase hat also diesen Großvater …“
„Ja“, witzelte C.J. etwas ungeduldig. „Das hast du bereits erwähnt. Er will alle seine Enkelkinder verheiratet sehen. Den Teil habe ich schon verstanden.“
„Also, der Gouverneur …“
„Der Gouverneur?“
„Ja, genau, das ist der Großvater. Der ehemalige Gouverneur von Texas, obwohl ich glaube, dass das schon viele Jahre her ist. Und davor war er bei den Marines.“
„Ist“, warf C.J. ein ohne nachzudenken.
„Oh, ja.“ Bev seufzte und zitierte: „Einmal ein Marine, immer ein Marine.“
„Richtig.“ C.J. nickte wieder und bedauerte, dass sie die Geschichte ihrer Schwester unterbrochen hatte.
„Um zu vermeiden, dass der Großvater Chase auf der Hochzeit seines Cousins schikaniert, nervt, anrempelt und ein Familiendrama anzettelt, wurde ich als sein Date engagiert. Wie in Pretty Woman.“
„Du erinnerst dich doch, dass sie eine Nutte war?“
„Julia Roberts?“
Gott, C.J. liebte ihre Schwester. Das tat sie wirklich. Aber diese Frau hatte C.J.s Geduld von dem Tag an auf die Probe gestellt, als ihre Eltern Bev aus dem Krankenhaus nach Hause gebracht hatten. „Vivian, die Figur in dem Film. Vivian war eine Nutte.“
„Oh, ja. Wie auch immer. Er hat mir 10.000 angeboten, um mit ihm auszugehen.“ Bev hielt inne, biss sich wieder auf die Unterlippe, hob dann den Kopf und blickte nachdenklich zur Decke. „Vielleicht war es Freundin.“ Lächelnd nickte sie. „Das war es! Seine Freundin für eine Woche.“
„Freundin.“ C.J. hasste es, dass ihre Stimme weinerlich klang. Sie hasste Menschen, die so klangen. „Und du hast nicht danach gefragt, wo du schlafen wirst?“ Warum hatte Bev nicht etwas Normales werden können, wie etwa Kosmetikerin oder Empfangsdame? Warum war sie Schauspielerin geworden? „Ist doch egal! Können wir wieder über die Klamotten sprechen?“
„Oh. Richtig.“ Bev wurde hellhörig. „Heute Morgen erhielt ich einen Anruf von meiner Freundin Gloria. Du erinnerst dich doch an Gloria?“
C.J. nickte. Sie hatte keine Ahnung, wer zum Teufel Gloria war, aber sie hatte nicht die Absicht, dieses Gespräch in ein weiteres Kaninchenloch abdriften zu lassen.
„Gloria hat eine kleine Rolle in dem neuen Film von John Cipro bekommen. Es ist eine Nebenrolle, aber sie brauchen eine Menge Statisten, weil sie mitten im Nirgendwo drehen, und sie hat mich auf die Liste der Statisten gesetzt! Wenn ich ihnen gefalle, darf ich vielleicht sogar etwas sagen.“ Bev hüpfte vor Freude beinahe auf der Stelle.
„Wenigstens ist das ein seriöser Auftrag. Wann beginnen die Dreharbeiten?“
„Am Montag.“
„An diesem Montag?“ Jetzt war C.J. wirklich verwirrt.
„Ja. In Kanada, wo es kalt ist.“
Das erklärte zumindest den Pullover. „Also, warum führen wir dieses Gespräch, wenn du den Job in Galveston gar nicht annimmst?“
„Weil du ihn annehmen wirst.“